A Hand of Bridge



Oper von Samuel Barber
Libretto von Gian Carlo Menotti
Premiere 4. Juli. 2020



Kritiken

"A Hand of Bridge" mag man sich nach dieser gelungenen Premiere fast gar nicht mehr auf einer echten Bühne vorstellen."  R. Lorber, WDR 3 Opernblog

"... Sänger als Avatare, das ist schon ein Aufbruch in eine andere Welt Opernfilme zu machen... Das ist das irre an tollen Kurzfilmen. Man hat zwar etwas Komplettes erlebt, es ist ein  Kunstwerk für sich. Was ist mit diesen Menschen? Kommen Sie noch zusammen? Was steckt noch drin? Da wird so die Fantasie angekurbelt…“  Stefan Keim, WDR 5 Scala            (Radio O-Ton)

"Tanyel Bakir (Regie) produzierte am Musiktheater im Revier aus dem Mini-Stück mit vier parallelen Arien eine digitale Oper, die Experimente des 20. Jhd. in die mediale Entgrenzung weitertreibt. Physische Präsenz entschwindet in Allgegenwärtigkeit und stetiger Verfügbarkeit auf Distanz. Der Bruch zwischen freundlicher Fassade und psychischen Mangelerscheinungen wird in performative Objektivität transformiert. Ein ambitioniertes Spielzeitende."    R.H. Dippel,      Neue Zeitung für Musik

"In diesem Spiel sticht jede Karte"- ...Es erstaunt nicht nur, wie raffiniert sich diese Produktion der digitalen Techniken bedient, wenn die vier Bridge-Karten aufgedeckt werden und jeder ein Sänger oder Sängerin einsteigt... "A Hand of Bridge" als Internet-Oper mit psychologischem Witz inszeniert." B. Aulich,  Recklinghäuser Zeitung


Während ihrer allabendlichen Partie Bridge geben sich zwei befreundete Paare in Gedanken ihren Träumen und Trieben hin. David sehnt sich nach der Macht seines Chefs, seine Frau Geraldine nach bedingungsloser Liebe, ihr Ex-Geliebter Bill nach ungezügelter Lust, seine Frau Sally nach materiellem Überfluss. In inneren Monologen verleihen die vier Protagonisten allen Bedürfnissen Ausdruck, ohne sich jemals ihrem Gegenüber offenbaren zu können.

In weniger als zehn Minuten zeichnet der US-amerikanische Komponist Samuel Barber mit seinem Librettisten Gian Carlo Menotti vier bürgerliche Lebensläufe in der Sackgasse. In der eigens für das Publikum im Netz entworfenen Inszenierung zeigen die Regisseurin Tanyel Bakir und die Videokünstlerin Julieth Villada die Figuren in ihrer emotionalen Isolation. Samuel Barbers Kurzoper bildet für die vier beteiligten Sänger*innen des Opernstudios NRW den Abschluss der Spielzeit 19.20.


 


Oper von Samuel Barber für Onlinepublikum

© Julieth Villada


Mit „A Hand of Bridge“ entsteht am Musiktheater im Revier die erste Inszenierung, die gezielt für ein Online-Publikum entsteht. Die zwei jungen Theatermacherinnen Julieth Villada und Tanyel Bakir stellen die Entfremdung der Figuren voneinander in den Vordergrund und verbinden sie mit dem Narrativ unserer digitalisierten Gegenwart. Ständig vernetzt und gleichzeitig vereinzelt, in der Hyperindividualisierung voneinander getrennt, ist es in dieser Interpretation nicht wichtig, in welchem Raum sich die Figuren befinden. Bakir und Villada kreieren virtuelle Räume, in denen die Figuren zumindest in ihrer Vorstellungkraft das bekommen, wonach sie sich sehnen. Hinter Barbers und Menottis Erzählung eines simplen und kurzen Kartenspiels erstreckt sich ein Netz an Verstrickungen zwischen den Figuren und wiederum der Figuren in ihrem gesellschaftlichen Kontext. Obwohl die Oper 1959 und damit im Eröffnungsjahr des Musiktheater im Revier entstanden ist, hat sie an Brisanz nicht eingebüßt. Bakir und Villada entwickeln für jede Figur eine imaginierte Bildwelt. Die durch die Kamera suggerierte Nähe wird als Mittel der Entfremdung in der neunminütigen Komödie entlarvt.