Hin und Zurück
Ein Ehedrama in zwölf Minuten – mit „Hin und zurück“ hat Paul Hindemith eine der kürzesten Opern aller Zeiten geschrieben. Der Clou daran: Ab der Mitte des Stückes läuft die Handlung – wie auch die Musik – genau rückwärts und endet am Ausgangspunkt. Und die Handlung ist naturgemäß rasch erzählt: Ein Mann fängt den Brief eines Liebhabers an seine Ehefrau ab und ermordet diese kurzerhand. Aus Reue über die Tat bringt er sich anschließend selbst um. Plötzlich ertönt eine geheimnisvolle Stimme: die Zeit sei nichts im Angesicht der Ewigkeit, zwischen vorher und nachher bestehe kein Unterschied.Und plötzlich beginnt alles von vorn …
(Premiere 12.06.2021)
Kritiken
"Gleichwohl gelingt der Regisseurin eine vitale, spielfreudige und einfallsreiche Inszenierung, die durch flexible Kameraeinstellungen und raffinierte Lichteffekte cineastisches Kolorit erhält." P. Obiera, Westdeutsche Allgm. Zeitung
"... in dieser spektakulären Mischung aus Film noir, Sitcom und Horror-B-Movie, geht es letztlich um eine spannungsgeladenen Neu-Erzählung dieses neunzig Jahre alten Sketches - mit einem horriblen Split-Screen-Finale... ." P. Herrmann , Hallo Herne
"Dieses von Hindemith als komischer Opern-Sketch konzipierte Theater rund um Eifersucht, Rache und Reue inszeniert Tanyel Bakir als magische, tiefenpsychologisierende Mischung aus Film-Noir, Traumsequenz und Horror-Movie." E. Höving, WAZ
"Bei ihr wird die Eifersuchtstat zum Traum Geschehen überhöht. Die Tiefenpsychologien von Doktor Freud lässt grüßen." B. Aulich, Recklinghäuser Zeitung
In den experimentierfreudigen 1920er Jahren entstanden, hat sich Hindemiths Opern-Sketch bis heute seine Frische bewahrt. Mit der groß dimensionierten Opernform spätromantischen Zuschnitts wollen Hindemith und sein Textdichter Marcellus Schiffer nichts zu tun haben. Alltagstaugliche Texte und jazzige Einsprengsel unterstreichen die augenzwinkernd erzählte Story, die den traditionellen linearen Handlungsverlauf kurzerhand aushebelt. Regisseurin Tanyel Bakir betrachtet das turbulente Geschehen durch die Freud’sche Brille und entdeckt ganz neue tiefenpsychologische Schichten, die in Julieth Villadas Videografie ihre bildliche Entsprechung finden.
© Julieth Villada