Lyrische Oper Iolanta


 

DAS LICHT DER WAHRHEIT

Lyrische Oper in einem Akt von Peter I. Tschaikowski nach dem Schauspiel "König René´s Tochter" von Henrik Hertz 

(Premiere 24.02.2024

(Gemeinsamer Doppelabend mit Strawinskys "Rossignol" unter der Regie von Kristina Franz) 



Eine junge Frau, gefangen in einer alternativen Realität, die ihr Vater erbauen ließ und aus der es keinen Ausweg gibt. Während die Außenwelt zusammenzubrechen droht, wird an der Fassade des paradiesischen Gartens festgehalten.

Iolantas Erkenntnis zum Schluss ist auch die Erkenntnis ihrer eigenen Gefangenschaft. Sie wirft die Frage nach selbst errichteten Realitätskonstruktionen und der eigenen Blase, in der sich Menschen bewegen, auf – wie bei Platons Höhlengleichnis um die Unkenntnis angeketteter Höhlenmenschen: Sie können nur erahnen, wie es „draußen“ wirklich ist. Um die Wahrheit zu kennen, müssen Menschen rausgehen und jede Erkenntnis aufs Neue ins Leben tragen.

Die Person Jolande gab es wirklich. Die Herzogin von Lothringen, die 1445 ihren Vetter Friedrich II. von Vaudémont heiratete, war Tochter des Königs René. Ihre Existenz diente als Vorlage für Henrik Hertz‘ Drama „König Renés Tochter“, in dem die Prinzessin aufgrund ihrer begrenzten Welterkenntnis als Blinde dargestellt wird. Ihre Fähigkeit zu lieben befähigt sie schlussendlich auch zum Sehen. Diese Metapher übernimmt Peter I. Tschaikowski in seiner letzten Oper, in der Iolanta ebenfalls als Dornröschenfigur auftritt und durch ihre Liebe zu Ritter Vaudémont – in Hertz‘ Schauspiel Tristan genannt – den Wunsch nach Sehvermögen entwickelt.

Die zentrale Rolle der Religion, die bei Hertz auch im Aufeinandertreffen von Islam und Christentum thematisiert wird, behält der Komponist bei. So wirkt das Konversationsstück „Iolanta“ durchaus oratorienhaft und rückt die Macht Gottes (Allahs) ins Zentrum. Die Faszination für die Figur Iolanta scheint dabei für Tschaikowski gleichzeitig Metapher für seine versteckte Homosexualität zu sein. Da er Sanktionen fürchtete, führte Tschaikowski ein Doppelleben. So liest sich die Rolle Iolanta auch als Ausgegrenzte und Vereinsamte. Ist die Erkenntnis des Sehens durch Liebe auch die Erkenntnis für mehr Miteinander?



 

© Fotos  Pedro Malinowski / Sebastian Schiller

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                                                    Kritiken zum Doppelabend 

Ein Faszinierender Opernabend! - "Jolanta" von Tschaikowski und "Le Rossignol" von Stravinsky im MiR Gelsenkirchen. Die jungen Regisseurinnen Tanyel S. Bakir und Kristina Franz schufen mit zwei Opern nach Kunstmärchen, die in der Regel nur konzertant aufgeführt werden, einen spannenden Opernabend. Beide misstrauten dem Happy End der Märchen. (...) Während das ursprüngliche Libretto eigentlich nur den Sieg der Liebe in strahlendem Dur preist, befrachtet die Regisseurin die Handlung mit maskiertem Wachpersonal und Szenen der Gewalt. Am Ende stehen sich Vaudémont und René mit Schusswaffen gegenüber. Warum wird das Happy End so übel konterkariert? Reicht es nicht, dass Jolanta erkennt, dass ihr Vater sie in ihrer Unmündigkeit halten wollte?  Oder will die Regisseurin die Gefangenschaft, die die Überbehütung ja ist, mit so drastischen Mitteln darstellen? (...) U. Hartlapp-Lindemeyer, Das Opernmagazin

Con la imaginativa labor de las directoras escénicas Tanyel Sahika Bakir y Kristina Franz, respectivamente, el Musiktheater im Revier (Mir) logra un asombroso espectáculo que presenta las dos historias, reuniendo casi todos los aspectos de la escena operística. La primera, dramática y conmovedora; la segunda, misteriosa y de suspense.(...) 

Mit der einfallsreichen Arbeit der Regisseure Tanyel Sahika Bakir bzw. Kristina Franz gelingt dem Musiktheater im Revier (Mir) eine erstaunliche Aufführung, die beide Geschichten präsentiert und dabei fast alle Aspekte der Opernbühne vereint. Die erste ist dramatisch und bewegend, die zweite geheimnisvoll und spannend. (...)          

La dramaturgia se apoya, como siempre, en una dirección precisa y está servida  por un reparto impecable, de primera categoría. En el aspecto operístico, Heejin Kim  ofrece un retrato de Iolanta detallado e intenso, hasta la exaltación; capaz  de matizar y emocionar literalmente hasta las lágrimas a la platea. (...)                                                                                                                                                                    Iolanta:"Die  Dramaturgie  wird  wie  immer  von  einer  präzisen       Regie  unterstützt  und  von  einer  tadellosen, erstklassigen Besetzung bedient.  Auf der Opernseite bietet Heejin Kim eine detaillierte und intensive Darstellung der Iolanta, bis hin zur Exaltiertheit, die zu Nuancen fähig ist und das Publikum buchstäblich zu Tränen rührt.(...)" Juan Carlos Tellechea, Mundoclasico.com

"Das Regie-Team um Tanyel Sahika Bakir entwirft einen fantastischen Zaubergarten, in dem Iolanta von der Außenwelt abgeschirmt wird. Hohe zu einem Halbrund geformte Wände rahmen die Bühne ein und deuten an, dass es aus dieser Welt kein Entkommen gibt. Der Zaubergarten befindet sich auf einem kreisförmigen Podest, das wie ein Käfig ohne Gitterstäbe wirkt. Ein darüber hängender Leuchtring gibt dem Ganzen eine Laboratmosphäre."  - Fazit: Das Musiktheater im Revier präsentiert zwei Raritäten der russischen Opernliteratur, die absolut hörenswert sind, und findet für die Umsetzung eindrucksvolle Bilder. T. Molke, Online Musik Magazin



 


© Foto Pedro Malinowski / Sebastian Schiller

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